Offener Brief: Regierung muss sich um Erhalt deutscher Solarindustrie kümmern
Mehr als 30 deutsche Photovoltaik-Unternehmen und Forschungsinstitute fordern von der Politik eine industriepolitische Strategie, um die Solarindustrie in Deutschland zu erhalten. Dazu gehört nach Ansicht der Unterzeichner auch eine stärkere Kooperation mit Frankreich und Nachhaltigkeitskriterien bei den geplanten Sonderausschreibungen.
Knapp 35 Photovoltaik-Unternehmen und Forschungseinrichtungen aus Deutschland haben in einem Offenen Brief an die Bundesregierung eine industriepolitische Strategie für die Solarindustrie in Deutschland gefordert. „Die Unterzeichner fordern die Bundesregierung auf, schnellstmöglich entsprechende Maßnahmen zum Erhalt und zum erfolgreichen Ausbau der Solartechnologie als einer der wesentlichen, strategischen Zukunftsenergien in Deutschland zu ergreifen“, heißt es in dem Schreiben, das am Donnerstag an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ging.
Zu den Unterzeichnern gehören dabei nicht nur deutsche Modulhersteller, sondern auch Maschinenbauer, Zulieferer und renommierte Forschungsinstitute wie das Fraunhofer-ISE. Die Freiburger Wissenschaftler hatten auch die Initiative für den Offenen Brief ergriffen. „Ohne eine effektive industriepolitische Strategie drohen in der Folge auch Anlagenbauer, Materialhersteller und die Forschung nach Asien abzuwandern“, heißt dort.
Die unterzeichnenden Unternehmen verweisen darauf, dass Deutschland noch technologisch führend sei und ein Großteil der Photovoltaik-relevanten Patente aus Deutschland stammten. Rund 1000 Wissenschaftler forschten an der Schlüsseltechnologie in Deutschland und auch die deutschen Maschinenbauer seien global erfolgreich mit ihrem Produktionsequipment. „Dies aufzugeben wäre fahrlässig. Stattdessen bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Forschung, um Investitionen in Forschung und Entwicklung zu unterstützen und gleichzeitig die Nachfrage nach besonders nachhaltigen Solarprodukten zu fördern“, heißt es in dem Brief weiter.
Konkret gibt es vier Forderungen der Unterzeichner an die Politik. So sollten Nachhaltigkeitskriterien bei der Solarförderung stärker berücksichtigt werden. Speziell geht es um die Vorgaben bei den geplanten Sonderausschreibungen mit jeweils zwei Gigawatt 2019 und 2020, bei der nach französischem Beispiel nicht allein der Preis, sondern auch Nachhaltigkeitskriterien für den Zuschlag maßgeblich sein sollten. In Frankreich fließt auch der CO2-Fußabdruck der Module zu einem Teil in die Vergabe ein. Die Unterzeichner sehen so einen Vorteil für klimafreundlichere Produkte für gegeben.
Als zweiter Punkt wird die Stärkung der nationalen Technologieplattform für Photovoltaik und Vernetzung gefordert. Durch eine stärkere Vernetzung von Forschungsinstituten, Maschinenbauern und Photovoltaik-Herstellern könnte eine Forschungsfabrik nach Vorbild der Mikroelektronik entstehen. Zudem müssten Speicher- und Systemtechnologien stärker in den Fokus rücken.
Die Unterzeichner verlangen von der Bundesregierung außerdem die Sicherung von strategischen Patenten und Know-how sowie als vierten Punkt eine Koordination der europäischen Zusammenarbeit entlang der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette. Dabei sollten vor allem die Aktivitäten von deutschen und französischen Produktionsunternehmen gebündelt werden. Nach dem Vorbild von Airbus sollte der Aufbau von wettbewerbsfähigen Produktionskapazitäten im x-Gigawatt-Maßstab das Ziel sein, um auch künftig neue Technologien zuerst in Europa marktfähig zu machen. Das Fraunhofer-ISE verweist darauf, dass Altmaier während seiner Amtszeit als Bundesumweltminister vor fünf Jahren bereits selbst ein solches „solares Airbus-Projekt“ vorgeschlagen habe.
Sandra Enkhardt
PV-Magazin