Dominikanische Republik: 58 MW sind »ready to build«

Der deutsche Solarprojektierer F&S solar hat die Dominikanische Republik als besonders interessanten PV-Markt identifiziert.

Ein erstes Großprojekt mit 116 MW ist durchgeplant. Für die erste Hälfte des Kraftwerks steht der Baustart bevor, der Strom wird in einem PPA vermarktet.

F&S solar hat für den karibischen Markt aber noch weitergehende Pläne, wie Geschäftsführer Georg Schmiedel im Gespräch mit SW&W berichtet.

SW&W: Herr Schmiedel, die Dominikanische Republik ist, wenn man die Türkei außer Acht lässt, der einzige außereuropäische Markt, in dem Sie tätig sind. Wie kam es dazu?
Georg Schmiedel: Wir haben 2010 den Entschluss zur Internationalisierung gefasst und uns zunächst auf Europa inklusive der Türkei konzentriert. Vor drei Jahren folgte der Einstieg in den UK-Markt mit allen Höhen und Tiefen. Im zweiten Schritt wurde klar, dass wir noch über Europa hinaus in internationale Märkte gehen müssen. Wir haben dafür neben dem Solarpotenzial wichtige Kriterien: Wir wollen keine politischen Risiken, kein Kriegsrisiko und keine gesundheitlichen Gefahren für unsere Mitarbeiter. Die Karibik kommt damit generell in Frage, die Dominikanische Republik aber besonders.

SW&W: Was zeichnet das Land aus Ihrer Sicht aus?
Schmiedel: Das System dort ist im Grunde sehr nachhaltig aufgebaut. Wir haben durchaus Strukturen vorgefunden, wie wir sie hier aus Deutschland kennen: Klare, strukturierte Abläufe mit typischen Genehmigungen bis hin zur Umweltprüfung und Baugenehmigung.Für unser Projekt mit 116 MW stand am Ende ein Stromliefervertrag mit einem staatlichen Energieversorger, der uns als gute Grundlage für das künftige Geschäft erscheint.

SW&W: Sie haben aber auch eine Tochtergesellschaft gegründet …
Schmiedel: Ja, wie in allen anderen Ländern haben wir uns erstmal nach strategischen Partnern vor Ort umgesehen, und sie auch gefunden. Ohne Vernetzung vor Ort geht es nicht. Das mündete in die Gründung einer Joint Venture Gesellschaft, der F&S Solar Caribe Holding. An dieser Gesellschaft ist die F&S Solar Concept und die AAC Global zu gleichen Teilen beteiligt. Unser Partner, die AAC Global, kümmert sich um die Projektentwicklung und die Genehmigungsplanung, wird aber auch vor Ort von Mitarbeitern aus Deutschland unterstützt. Unser Projektleiter bereitet sich gerade auf den Umzug in die Dominikanische Republik vor.

SW&W: Wie muss man sich den Strommarkt in dem Karibikstaat vorstellen?
Schmiedel: Da ist zunächst die Insellage. Annähernd die Hälfte des Stroms wird in einem

Ölkraftwerk produziert, wenig effektiv, ökologisch nicht sinnvoll und teuer. Solar, Wind und Biomasse sollen jedoch massiv ausgebaut werden – die Dominikanische Republik will

unabhängig werden von Rohstofflieferungen. Der Netzplan der Insel zeigt aber auch, dass es eine vernünftige Netzversorgung gibt, die wegen des Tourismus auch weiter ausgebaut wird. Dieser Bereich verlangt eine kontinuierliche, ausreichende Stromversorgung, die aber noch in den einzelnen Hotels über zusätzliche Diesel-Aggregate gewährleistet wird.

SW&W: Das heißt, ein großer Solarpark mit 116 MW ist in diesem Markt gut unterzubringen.
Schmiedel: Ja, problemlos. Wir speisen in die höchste Spannungsebene ein, sodass diese Energie auch sehr gut auf der gesamten Insel verteilt werden kann. Die Flächen sind so gewählt, dass man vor Ort gleich das Umspannwerk bauen kann. Bei unserem 116-MW-Projekt hat die erste Hälfte jetzt den Status »ready to build«. Da sind wir jetzt in den finalen Finanzierungsabstimmungen mit Investoren und Banken. Und mit dem Baustart – so ist es gesetzlich geregelt – wird dann die Genehmigung für die zweite Hälfte erteilt. Neben diesem ersten Kraftwerk konnten wir uns noch ein weiteres Projekt mit 120 MW sichern, das jetzt auch in der Entwicklung ist.

SW&W: Ein anderes Feld wäre sicherlich die Installation von Hybridkraftwerken. Ist das eines, in dem Sie sich betätigen würden?
Schmiedel: Wir haben jetzt festgestellt, dass der Bau dieser großen Solarparks der erste Schritt ist in einen neuen Markt. Aber es gibt auch Regionen ohne oder mit sehr schlechter Stromversorgung, da eignen sich Hybridkraftwerke – das Potenzial ist wirklich riesig! Der erste Schritt in Kooperation mit dem Netzbetreiber aber ist die Unterstützung des Netzes mit Solarparks, auch beim Thema Blindleistung. Wir denken auch über Speicherlösungen nach, um Spitzen abzufangen. Übrigens ist das Klima auf der Insel recht unterschiedlich: Sie hat Bereiche, die steppenartig anmuten, andere sind komplett grün, weil es dort regelmäßig regnet. Entsprechend wählt man für Solarparks Regionen mit konstanterer Solarstrahlung.

SW&W: Gibt es in diesem Land für Solarprojekte besondere Herausforderungen im Bereich Logistik, Installation oder bei der Verfügbarkeit gut ausgebildeter Installateure?
Schmiedel: Es gibt recht wenige Probleme. Unser Partner SMA ist auf der Insel bereits unterwegs und kann einen entsprechenden Support anbieten. Die Unterkonstruktion wird auch mit einem der Global Player realisiert werden, er steht aber noch nicht fest. Die Module müssen für höhere Temperaturen geeignet sein, klar. Die Bauleitung liegt bei uns, die Installation leiten Partnerfirmen aus Deutschland. In dem Projekt werden dann 250 bis 300 lokale Arbeitskräfte beschäftigt, die sich vor Ort bewerben können.

SW&W: Werden Sie die Betriebsführung weiter übernehmen?
Schmiedel: Ja, wir sind so aufgestellt, dass wir dauerhaft vor Ort bleiben und den Park betreuen. Es entsteht dort ein Servicegebäude mit Ersatzteillager, von dem aus der Sicherheitsdienst agiert und auch die Kameraüberwachung durchführt wird. Das reine Monitoring allerdings wird nach wie vor aus Deutschland gemacht. Wir können von der Zentrale aus »real time« den Park überwachen. Bei sechs Stunden Zeitverschiebung beginnt die Anlagenüberwachung allerdings um Mitternacht deutscher Zeit – es wird also bei uns dann eine Art Schichtdienst geben.

SW&W: Wäre es nicht sinnvoller, das vor Ort zu machen?
Schmiedel: Wir möchten gern die Zentrale hier in Deutschland für alle internationalen Projekte nutzen. Wir haben eine eigene Software für unser Monitoring-System entwickelt und steuern dann über diese Software von hier aus den gesamten First Level Support. Den möchten wir gern weiter hier von Deutschland aus in der Hand haben.

SW&W: Sie haben mit der Dominikanischen Republik einen sehr interessanten Markt beschrieben. Gibt es Expansionspläne in andere Länder der Karibik?
Schmiedel: Wir sehen sehr große Chancen in anderen Ländern, wobei die Rahmenbedingungen immer passen müssen, und die sind im Augenblick für uns in der Dominikanischen Republik schon optimal. Wichtig ist für unsere Investoren, dass der Feed-in-Tariff in US-Dollar gezahlt wird, nicht in der Landeswährung. Die Währungsschwankung birgt zu viele Risiken. Wir planen derzeit, von der Zentrale in der Dominikanischen Republik aus im gesamten karibischen Raum weiter zu agieren und das Geschäft auszubauen. Aber es soll ein gesundes und nachhaltiges Wachstum sein. Unser erster Solarpark Montecristi, mit einer Größe von 58 MW, wird eine wichtige Referenz sein, damit Interessenten aus anderen Ländern ein Gefühl für die Dimension bekommen: 116 MW auf über 200 ha Land, das ist schon eine Hausnummer. Das werden wir dann gern zeigen und auch über die Erfahrungen des Netzbetreibers berichten.

Das Interview führte Ralf Ossenbrink
Sonne, Wind & Wärme

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