Reflex lässt die Sonne ins Dürener Werk

Aachener Zeitung vom 12.05.2025

Der traditionsreiche Dürener Feinpapierhersteller Reflex richtet sich bei der Energieversorgung neu aus. Eine große Freiflächen- Photovoltaikanlage soll die Stromkosten reduzieren und die CO₂-Belastung deutlich minimieren.

Da kann man von Lage-Gunst sprechen. Der Dürener Papierhersteller Reflex wird in naher Zukunft Strom in durchaus großer Menge gleich aus der Nachbarschaft erhalten. Wenn man so will, lässt das Unternehmen die Sonne in sein Werk, denn eine recht große Fläche nahe des Betriebes am letzten Teilstück der Rurstraße soll mit einer Freiflächen-Photovoltaikanlage bestückt werden. Das sei aber nur ein Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2045, erklärte Geschäftsführer Dr. Tiemo Arndt im Dürener Ausschuss für Stadtentwicklung, wo er das Projekt vorstellte. Arndt: „Es ist deutschlandweit einmalig für eine Papierfabrik, dass sie so die Stromspitzen abdecken kann.“

Die auf 3,7 Hektar zu errichtenden 8000 Solarmodule verfügen über eine Kapazität von fünf Megawatt peak (in der Spitze). Sie sollen 5,7 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr erzeugen. Reflex will den Großteil davon, nämlich 85 bis 90 Prozent, selbst nutzen, erklärte Arndt. Im Ergebnis kann das Unternehmen 30 Prozent seiner benötigten elektrischen Energie erzeugen und des strombedingten Kohlendioxid- Ausstoßes vermeiden. Die gegenüber dem Stromeinkauf deutlich niedrigeren Kosten sind natürlich auch ein schlagendes Argument für das Vorhaben, das laut Arndt weit über drei Millionen Euro kosten wird.

„Es ist deutschlandweit einmalig für eine Papierfabrik, dass sie so die Stromspitzen abdecken kann.“ Tiemo Arndt Geschäftsführer Refex GmbH

Die Vorstellung des Projektes gegenüber der Fachpolitik ist nötig, weil die neue Nutzung der bisherigen landwirtschaftlichen Fläche sowohl die Änderung des Flächennutzungsplanes als auch die Aufstellung eines Bebauungsplanes notwendig macht. Das einmütige Wohlwollen der Politik wurde sowohl im Fachausschuss am Donnerstag als auch im Ausschuss für Mobilität, Umwelt, Klima einen Tag zuvor deutlich. „Wir halten das Projekt für sinnvoll. Es ist ein guter Weg, der den zukünftigen Anforderungen an die Energieversorgung Rechnung trägt“, erklärte Georg Hamm (CDU). Peter Koschorreck (SPD) befand, dass die Zustimmung zu einem solchen Vorhaben auch ein „gutes Stück Wirtschaftsförderung der Stadt Düren“ darstelle, „wir sind erfreut und stimmen gern zu“. Der Stadtentwicklungsausschuss fasste den Aufstellungsbeschluss. Das Verfahren muss natürlich noch durchlaufen werden, aber danach steht dem Projekt, das von der Euskirchener Firma F&S solar concept realisiert wird, wohl nichts im Wege. Ein wenig Zeit zur Umsetzung werde nur benötigt, weil nicht alle Komponenten schnell lieferbar seien. Yannik Mießeler von F&S rechnet mit einer Bauzeit von sechs bis neun Monaten. Er sagte am Donnerstag: „Durch die unmittelbare Anbindung an das Firmengelände ist die Konstellation rund und stimmig.“

Bald extensive Nutzung

Der Projektierer erklärte im Ausschuss, dass mit der Umnutzung der Fläche die intensive Landwirtschaft beendet werde und eine extensive Nutzung beginne. Der Bodenabstand der Module betrage 80 Zentimeter, so dass auch Schafe auf der Fläche weiden können. Und in den Boden werde regionales Saatgut eingebracht.

Reflex, das mit 120 Beschäftigten auf drei Papiermaschinen produziert, besteht in der heutigen Konstellation seit 2015 nach der Zerschlagung von Zanders. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführer für Wasserzeichen- Briefpapiere und europaweit einziger Hersteller von Transparentpapier. Bei der Photovoltaik-Nutzung soll es nicht bleiben. Laut Geschäftsführer Tiemo Arndt sei eine Absichtserklärung mit einem Dürener Start-up unterzeichnet worden, das dem Unternehmen helfen will, emissionsfrei Wärme zu erzeugen. Auch dort, wo Photovoltaik auf dem Dach nicht realisierbar oder zukunftsträchtig sei, seien Alternativen denkbar, wie zum Beispiel PV-Folien an den Außenwänden.

Die Freiflächen-Photovoltaikanlage soll 2027 in Betrieb gehen, informierte Reflex am
Freitag.

Foto: Derzeit eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Fläche, in naher Zukunft Standort einer Freiflächen-Photovoltaikanlage, die das Werk des Dürener Papierherstellers Reflex zu 30 Prozent mit Strom versorgt. (Quelle: Volker Uerlings)

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